Labortag der E2 in Frankfurt
Fressen Wasserflöhe Mikroplastik?
Bio-Kurs von Frau Eisenhart auf den Spuren von Mikroplastik in der Nahrungskette.
Auf den Labortischen lagen allerlei Proben: Synthetische Pullover, Kosmetikartikel, ein Stück Autoreifen, Sandproben von verschiedensten Stränden, sowie Gläser gefüllt mit schwebenden wirbellosen Tieren in grünlichem Wasser
All dies waren Zutaten für einen sehr spannenden LabortagMitte März am Biologicum im Campus Riedberg in Frankfurt.
Elisabeth Kaiser vom Institut für Didaktik der Biologie an der Goethe Uni in Frankfurt hatte diesen Tag für Schülerinnen und Schüler der E und Q-Phasen angeboten.
Nach einer theoretischen Einführung, in der die Schüler erfuhren, dass der Reifenabrieb die größte Quelle von Mikroplastik ist und, dass in der Arktis die höchste Dichte an Mikroplastikpartikel gemessen wurde, durften die SundSeigenständig verschiedene Experimente durchführen.
Die Gruppen, die sich ans Wäschewaschen machten, durftenKunststofffaser-Pullover fünf Minuten in kaltem Wasser schrubben und anschließend das Waschwasser untersuchen. Das Wasser wurde mikroskopisch untersucht und zeigte eine hohe Dichte an Plastik-Fasern auf.
Eine andere Gruppe schabte Reifenabrieb vom Reifenstück und untersuchte dieses sowohl mit dem Binokular, als auch mit dem Mikroskop.
Die weiteren Gruppen untersuchten eine Lösung aus Kosmetika. Hier war einiges an experimentellem Geschick und Berechnungskunst gefragt, um aus den Bestandteilen der kosmetischen Produkte, die herauszufiltern, die eine geringere Dichte als Salzwasser aufwiesen und oben schwammen.Mittels Inhaltsstoffdeklarationen aus bekannten Apps konnten die Schülerinnen die Partikel eindeutig den Kunstoffpolymeren zuordnen.
In einer zweiten Experimentierrunde wurden Sande aus Lanzarote, aus dem Rheinufer bei Mainz und viele andereuntersucht. In allen Sandproben fanden sich Mikroplastikpartikel in hoher Menge.
In der Pause durften die Schülerinnen und Schüler in die Uni-Campus-Atmosphäre eintauchen und in der Mensa Mittag essen.
Als krönender Höhepunkt des Tages wurde Wasserflöhen (Daphnien) eine pink gefärbte Mikroplastiksuppe zum Fressen angeboten. Dazu mussten sich die SundS zunächst mit der Anatomie der Daphnien auseinandersetzen, um später beurteilen zu können, ob die Wasserflöhe das Plastik gefressen hatten oder nicht. Die Wasserflöhe schienen unter Stress zu geraten und versuchten sich das an ihnen klebende Mikroplastik abzustreifen. Sie versuchten auch ihre Brut (die sie schon teilweise fertig entwickelt in ihrem Panzer trugen) vom Mikroplastik zu reinigen. Bei einigen Wasserflöhen wurden sehr schnell Mikroplastikpartikel im Magen-Darmtrakt gesehen. Es wurden beeindruckende Daphnienfilmegedreht. Anmerkung: Die Experimente an Daphnien sind nach den Richtlinien für die Testung von Arzneimitteln an Wirbellosen zugelassen und für Bildungszwecke erlaubt.
Zwar musste die Fluoreszenzmikroskopische Untersuchung aus Zeitmangel entfallen, dennoch war das letzte Experiment am lebenden Objekt sehr eindrücklich.
Bei der Endauswertung wurde deutlich: Die Wasserflöhe sind als Plankton an der Basis des Nahrungsnetztes in Gewässernerster Eintragungsort für Mikroplastik. Alle anderen Organismen, die Daphnien auf dem Speiseplan haben, werdendemnach auch Mikroplastik fressen.
Die Befunde, wonach es kaum ein Tier und eine Pflanze auf der Welt gibt, die kein Mikroplastik in sich trägt, hat die Schülerinnen und Schüler nachhaltig beeindruckt.
Insgesamt war die Feedbackrunde sehr positiv. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich begeistert von den Experimentiermöglichkeiten und gaben an, dass sie sehr viel mehr über die Problematik gelernt hätten, als sie erwartet hätten.
Umgekehrt hatten die vier betreuenden Studentinnen und die Ausbilderin der Biologie-Didaktik nur lobende Worte für den E-Phasenkurs, dem sie großes Interesse, Konzentrationsfähigkeit und herausragendes Verhalten attestierten. Sie dürfen wiederkommen!
Dr. Claudia von Eisenhart Rothe
Anmerkung:
Der Biologie-Kurs von Frau Dr. Bauke-Poree hat den gleichen Kurs einige Wochen später besucht. S. zusätzliche Bilder