Achterbahn schwungvoll konstruiert

Vier Preise gehen an die BNS beim Schülerwettbewerb der Ingenieurkammer Hessen

Loopings, Steilkurven, freier Fall – das zeichnet nicht nur eine echte Achterbahn aus, sondern auch die deutlich kleineren, aber nicht weniger faszinierenden Achterbahnmodelle, die im Rahmen des 12. Schülerwettbewerbs „Junior.ING“ entstanden. Denn das Motto des diesjährigen Wettstreits, der von der Ingenieurkammer Hessen ausgeschrieben wurde, lautete „Achterbahn – schwungvoll konstruiert“. Aufgabe war der Bau des Modells einer Achterbahn mit einfachsten Materialien und Werkzeugen. Das Modell sollte nicht nur gut aussehen, sondern musste auch den Funktionstest bestehen, bei dem eine Kugel die gesamte Strecke hinunterrollen sollte – und das möglichst schwungvoll. Nicht ganz so schwungvoll war die Ingenieurkammer leider bei der Verteilung der Einladungen zur Preisverleihung. Trotzdem konnten noch einige Teilnehmer der BNS, begleitet von Frau Neusser, am 30. April zur Veranstaltung nach Gießen fahren. Und es lohnte sich: Wie schon im letzten Jahr beim Brückenbau mit Papier gewann die BNS insgesamt vier Preise und zählt damit zu den erfolgreichsten teilnehmenden Schulen in ganz Hessen! Die Nawi-Kurse der Klassen 8 und 9 sowie der Physik-Leistungskurs der Q4 konnten insgesamt 13 Modelle bei der Ingenieurkammer in Wiesbaden einreichen.
Kurz vor der Preisverleihung hatten interessierte Teilnehmer die Möglichkeit, einer unterhaltsamen Schnuppervorlesung der Technischen Hochschule Mittelhessen über die Tätigkeiten eines Bauingenieurs zu lauschen. Im Anschluss konnten die 280 abgegebenen Modelle von rund 700 Erbauern in der Kongresshalle Gießen, wo auch die Preisverleihung stattfand, begutachtet werden. Nachdem sich die knapp 400 Gäste eingefunden hatten, begann die Veranstaltung mit einem Grußwort von Dr. Manuel Lösel, Staatssekretär des Hessischen Kultusministeriums, und der Vorstellung der Jury. Es folgte die eigentliche Preisverleihung in der Alterskategorie I (Klassen 5 bis 8). Prämiert wurden in jeder Alterskategorie die 15 Bestplatzierten, die unter tosendem Applaus ihre Urkunden und Preisgelder von Dipl.-Ing. Karen Ludewig, Vorstandsmitglied der Ingenieurkammer, überreicht bekamen. Für die ersten drei Plätze wurde zudem jeweils eine Laudatio der Jury gehalten. Von den Teilnehmern unserer Schule konnten sich in der Alterskategorie I Lynn Hessami, Til Heberlein und Ragne Kling (8b) über den 5. Platz für ihr Modell „Mystic Falls“ freuen. Die Achterbahn, deren Fahrbahn aus gebogenem Draht besteht, schlängelt sich durch einen echten Zauberwald. Das Tragwerk wurde geschickt in die Thematik eingebunden: Holzstäbe als Baumstämme und Äste bilden die Stützen der Bahn und werden von Baumkronen aus grün gefärbter Watte geziert. Das gesamte Modell schwebt über einem Meer aus Wattewolken.
Aber nicht nur über die Dekoration sollten sich die Nachwuchsingenieure beim Bau ihrer Modelle Gedanken machen. Um den Funktionstest zu bestehen, musste die Konstruktion ausreichend stabil und die Neigung der Fahrbahn wohl überlegt sein, damit die Kugel nicht vorzeitig die Bahn verlässt. Daher galt es auch, die Geschwindigkeit der Kugel gut zu dosieren. In diesem Jahr hatten die Konstrukteure einen großen Gestaltungsspielraum: Zwar waren die Abmessungen vorgegeben (Grundplatte: 60 x 30 cm, Höhe: 40 cm), aber schon bei der Wahl der Baumaterialen gab es im Gegensatz zum letzten Jahr, als eine Brücke aus Papier gebaut werden sollte, keine genauen Vorgaben. Denn in der Aufgabenstellung hieß es nur: „Es sollen einfachste Materialien verwendet werden, die ohne Einsatz von Industriemaschinen zu bearbeiten sind“. Einerseits gab das den Teilnehmern mehr Freiraum bei der Konstruktion des Tragwerks, andererseits mussten sie deshalb selbst entscheiden, welche Materialien geeignet sind und mit welcher Bauweise man die Juroren am meisten beeindrucken kann. Die Arbeit mit einfachen Handwerkzeugen stellte eine Herausforderung beim Bau dar, die die Konstrukteure letztendlich aber gut bewältigen konnten. Gebaut wurde im Nawi-Unterricht und je nach Ambition der Erbauer auch zum großen Teil zu Hause. Die Teilnahme an einem Wettbewerb im naturwissenschaftlich technischen Bereich war für alle Kursteilnehmer verpflichtend und einige haben sich für diesen Wettbewerb entschieden. Das Vorgehen beim Bau der Achterbahnen war, trotz der so unterschiedlichen Ergebnisse, immer ähnlich: Nach einigen Skizzen, der groben Planung des Streckenverlaufs und ein paar Vorversuchen zum Verhalten der Kugel in Loopings und Kurven, ging es mit einer mehr oder weniger genauen Vorstellung, wie das fertige Modell aussehen sollte, an die Umsetzung. Dabei musste oft noch hier und da ein Draht umgebogen oder eine Stütze um einige Zentimeter versetzt werden, da die geforderte Funktionstauglichkeit doch eine ungeahnte Schwierigkeit darstellte. Nach den ersten unfallfreien Probefahrten folgte dann das Dekorieren der Achterbahnen, was vielen am meisten Spaß machte.
Bei der Preisverleihung ging es weiter mit den Ehrungen in der Alterskategorie II (Klassen 9 bis 12). Den 8. Platz belegten Finn Kohlenbach, Georg Becher und Robin Bräuer (9b) mit dem Modell „White Shadow“. Ihre Achterbahn zeichnet sich durch den besonders abwechslungsreichen Bahnverlauf aus: Zwei (!) Loopings, eine Steilkurve und ein Kreisel zählen ebenso zur Ausstattung wie Wellen und ein Tunnel am Zieleinlauf. Die Laufbahn ist eine Rinne aus dünner Pappe, die auf geraden Streckenabschnitten mit Holz verstärkt wurde. Aber auch an Details wurde gedacht: Die, passend zum Namen, weiß gestaltete Bahn steht inmitten einer grünen Landschaft mit Bäumen und Wegen für die Besucher. Den 3. Preis konnte Alexander Nees (Q4) entgegennehmen. Seine Achterbahn „Golden Eight“ sieht in etwa so aus, wie sie heißt: Die Fahrbahn aus goldenen Drähten ist genauso kurvenreich und geschwungen wie die gleichfarbigen Träger. Diese bestehen aus einer erstaunlich stabilen Papierkonstruktion, für die über 250 einzeln angefertigte Papierröllchen als Verstärkung verarbeitet wurden. In der Laudatio der Jury heißt es, dass es damit gelungen sei, „[…] ein harmonisches Modell zu entwickeln, das durch Kreativität, ingenieurwissenschaftliche Leistungen und Ästhetik überzeugt“. Die geschwungene Grundform wurde auch beim Dach des Starthäuschens, das die Form einer Acht hat, und auf dem Schild mit dem Namen des Modells wieder aufgegriffen.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurden Sonderpreise für die jüngste Gruppe, das beste Mädchenteam und besonders aufwändige Gestaltung verliehen. Den Sonderpreis für Verarbeitung und Funktionalität gewannen Finn Kohlenbach, Georg Becher und Robin Bräuer (9b), die mit ihrem Modell „White Shadow“ bereits einen Preis für den 8. Platz erhalten hatten. Hinzu kam eine Jahreskarte für das Taunus Wunderland, damit die Preisträger oft genug die Gelegenheit haben, eine echte Achterbahn in Aktion zu erleben.
Letztendlich wurde der Wettbewerb überwiegend positiv angenommen. Nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass sich bei dem diesjährigen Thema ausnahmsweise etwas bewegen sollte und sowohl Teilnehmer als auch Außenstehende der Kugel gespannt bei ihrer Achterbahnfahrt zuschauen konnten. Mit dem Bau einer Achterbahn, wurde also ein vielseitiges und spannendes Thema gewählt, das den Erbauern viel Gestaltungsfreiraum ließ, ihnen aber trotzdem einiges an technischem Verständnis und handwerklichem Geschick abverlangte. Gerade weil es dabei auch die ein oder andere Herausforderung zu bewältigen gab, wurde das selbstständige Problemlösen gefördert und alle Teilnehmer dürfen zu Recht stolz auf ihre phantasievollen und einzigartigen Ergebnisse sein. Das betonte auch die Jury sehr oft. Ein herzlicher Dank gilt Frau Neusser für die Abwicklung aller organisatorischer Notwendigkeiten im Zusammenhang mit dem Wettbewerb und dem Förderverein für die Übernahme der Materialkosten. So konnten die Schüler mit Spaß und Erfolg am Nachwuchswettbewerb „Achterbahn – schwungvoll konstruiert“ teilnehmen. Bleibt nur zu hoffen, dass auch im kommenden Jahr wieder einige Schüler der BNS schwungvoll in den nächsten Wettbewerb gehen werden – und dass bei unseren Achterbahnen die Kugeln auch bei zukünftigen Vorführungsfahrten nicht aus der Kurve fliegen.

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