Nach Amerika

Weil die Diözese Budweis damals keine Neupriester brauchte, wurde Neumann nach Abschluss seiner Studien nicht zur Priesterweihe zugelassen. So nahm er am 11. Februar 1836 Abschied von der Heimat, um am 20. April von Le Havre aus nach New York zu segeln. Die Leopoldinenstiftung bezahlte ihm die Reise, denn in Nordamerika suchte man Priester für die deutschen Auswanderer. Am Fronleichnamstag 1836, am 2. Juni, geht Neumann in New York an Land, schon am 24. Juni wird er zum Diakon und am 25. Juni zum Priester geweiht.

In der Wildnis bei Buffalo beginnt er unter Einwanderern und Indianern seine priesterliche Tätigkeit, über die wir durch Briefe in die Heimat gut unterrichtet sind. Armut, Mühe und Enttäuschung bestimmen sein Leben im Gebiet der Niagarafälle. 1839 kommt sein Bruder Wenzel nach, 1840 tritt Johann Neumann bei den Redemptoristen ein, sein Bruder Wenzel folgt ihm als Ordensbruder. In seinem Lebenslauf schreibt Johann Neumann: "Ich selbst war nie ein rechter Novize, denn als ich in unsere liebe Kongregation eintrat, gab es noch keinen Novizenmeister und kein Noviziat in Amerika. Aber ich habe desungeachtet viele Erfahrungen gemacht und viele Versuchungen kennen gelernt, mit denen der alte Feind die Rekruten des hl. Alfonsus heimsucht" Die Chronik des Noviziates vermerkt: "Dieser erste Novize unserer amerikanischen Provinz genoss nicht den regelmäßigen Unterricht und die sorgfältige Leitung eines geordneten Noviziates, dennoch ward er sogleich mit den Arbeiten reifer Ordensmänner betraut, und zeichnete sich aus durch treue Beobachtung der Ordensregeln, durch Liebe zur Kongregation und durch große Tugenden."

Seine erste Pfarrstelle nach der Gelübdeablegung war für Pater Neumann die Seelsorge an der Alfonsus-Kirche in Baltimore, wo es damals 4000 deutsche Katholiken gab. Bald wurde er Stellvertreter des Provinzials; er betreute dann die Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau, die von München nach Nordamerika gekommen waren und die ihn heute mit Recht „als unseren Gründer in Amerika verehren". P. Neumann baute Kirchen und gründete Schulen, er predigte und hörte Beichte in sieben Sprachen. Er schrieb einen deutschen "Kleinen Katechismus", der 30 Auflagen erlebte, ein größerer englischer wurde 18mal nachgedruckt.

An seinem 41. Geburtstag, am Passionssonntag 1852, wurde er zum Bischof von Philadelphia geweiht. Als Wahlspruch für sein Bischofswappen wählte er sich: "Leiden Christi, stärke mich!"